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Was heißt "umweltfreundlich"? Meinung zum Taxonomie-Entwurf der EU-Kommission


Foto: Unsplash, Possessed Photography

"Die EU-Kommission will die Energiegewinnung aus Erdgas- und Atomanlagen als klimafreundlich einstufen. Laut einem Verordnungsentwurf der Brüsseler Behörde, welcher der Nachrichtenagentur AFP am Samstag vorlag, sollen bis 2045 erteilte Genehmigungen für neue Atomkraftwerke unter die sogenannte Taxonomieverordnung fallen und der Bau entsprechend gefördert werden können. [...] Dem Dokument zufolge soll der "Bau und sichere Betrieb neuer Kernkraftwerke zur Strom- oder Wärmeerzeugung, auch zur Wasserstofferzeugung, unter Einsatz der besten verfügbaren Technologien" als taxononmiekonform, also nachhaltig und klimafreundlich gelten. Weitere Vorgaben sind etwa für den langfristigen Umgang mit radioaktiven Abfällen vorgesehen."


Was ist Taxonomie?


Taxonomie ist ein vereinheitlichtes Verfahren zur Klassifizierung und Einordnung in Kategorien. So auch in der Politik und dem Umwelt- und Klimaschutz. Die Taxonomieverordnung enthält Kriterien zur Bestimmung, ob eine Wirtschaftstätigkeit als ökologisch einzustufen ist (Taxonomie), um damit den Grad der ökologischen Nachhaltigkeit einer Investition ermitteln zu können.


Der Konflikt

Der Grundsatz einer Taxonomie ist durchaus sinnvoll und für Investitionen im Klimaschutz eine zentrale Größe. Trotzdem müssen wir Begriffen wie "Nachhaltigkeit" eine Bedeutung zusprechen, die weit über das Klima hinaus geht.


Auch wenn Atomkraft ein kurzfristiger Wegbereiter zur Klimaneutralität (NetZero) sein mag, so können wir vor drohenden Risiken und über die Energieproduktion hinaus anfallenden Umweltbelastungen nicht einfach die Augen verschließen.


"Sustainable" heißt auch, langfristig gegen Umweltschädigung vorzugehen und Gefahren für Natur, Tier und Mensch zu minimieren. Sustainable bedeutet auch Ende-zu-Ende zu denken, d. h. nicht nur die CO2-Emissionen aus dem Betrieb eines Kraftwerks zu betrachten, sondern auch die Exploration, Erschließung, den Abbau, den Transport, die Vor-Umwandlung von Uran und auch die bisher ungeklärte Entsorgung und eine ggf. notwendige Lagerung von A bis Z zu bewerten. An diesem Punkt sind wir noch lange nicht und so lang das nicht der Fall ist, ist es falsch, Energie aus Atomkraftwerken ein grünes Label aufzudrücken und so bewusst Greenwashing zu betreiben. Auch in der Politik wurden bereits einige Stimmen laut, die sich entschieden gegen den Entwurf äußerten:


Ausgerechnet Atomenergie als nachhaltig zu etikettieren, ist bei dieser Hochrisikotechnologie falsch.

Robert Habeck, Vize-Kanzler, deutscher Bundesminister für Wirtschaft und Energie

Ich halte es für absolut falsch, dass die Europäische Kommission beabsichtigt, Atomkraft in die EU-Taxonomie für nachhaltige Wirtschaftsaktivitäten aufzunehmen.

Steffi Lemke, Bundesumweltministerin


Wir hoffen, dass die EU-Kommission diese erweiterte und verantwortungsvolle Sichtweise ebenso erkennt und in der Taxonomie Energieerzeugung aus Atom- und Gaskraftwerken nicht als "sustainable" einstuft. Dies würde langfristig grundlegend falsche Anreize für die Förderung dieser Technologien statt erneuerbarer Energien setzen.

 

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